Vom Anfang bis zum Ende - page 29

Das liegt daran, dass die Haltefeder aktiviert wird, sobald der Bogendurchmesser der passive Zone des Bracketslots
entspricht und mit der Haltefeder in Kontakt kommt. Passive selbstligierende Brackets benötigen Bögen, die die
labio-linguale Ausdehnung des Bogenslots vollständig ausfüllen, um die Rotation korrigieren zu können. Das führt zu
stärkeren Kräften und mehr Unannehmlichkeiten für den Patienten. Jeder Bogen mit geringeren Abmessungen hat bei
passiven selbstligierenden Brackets daher zu wenig Kontrolle um die Rotationen vollständig zu korrigieren.
Nivellierung und Torquekontrolle
Nach 30 Wochen Behandlungsdauer wurden Nivellierung und Torquekontrolle mit 0,018 x 0,018“ Nickel Titanium D-Wire
gestartet. Der D-förmige Querschnitt des Bogens ermöglicht ein Engagement der okklusalen und gingivalen Slotwände
durch den Bogen, wodurch die Torquekontrolle gestartet wird, gleichzeitig wird durch die Rundung der labialen Seite
die Haltefeder nur geringfügig ausgelenkt. Dies vermindert die Friktion und ermöglicht eine kontinuierliche Bewegung
mit relativ geringen Kräften. 20 Wochen später wurden 0,017 x 0,022“ Nickel Titanium SPEED Wires eingesetzt, um die
Torquekorrektur zu beenden und den Kieferbogen ideal auszuformen. Nach weiteren 12 Wochen wurde ein 0,018 x 0,018“
D-Wire Stahl mit umgekehrter Spee´schen Kurve im Unterkiefer eingesetzt, um die Bisshebung abzuschliessen. Die voll-
ständige Bisshebung ist vor Beginn der Frontzahnretraktion notwendig, da es sonst zu Interferenzen der oberen Schnei-
dezähne mit den unteren Brackets kommt, und als Folge zu einem Verankerungsverlust. Wir setzen Stahlbögen (wenn nötig
mit umgekehrter Spee´schen Kurve) prinzipiell erst imUnterkiefer ein, bevor wir sie imOberkiefer einsetzen und bevor wir
mit der Koordinierung der Kiefer beginnen.
Umkleben von Brackets
Bereits gegen Ende der Nivellierungsphase ist es möglich, Klebefehler genauestens zu erkennen. Mit Hilfe eines aktuellen
Panoramaröntgens und dem genauen Blick auf den Patienten kann JEGLICHER Klebefehler erkannt werden. Das schließt
sowohl Randleistendiskrepanzen der posterioren Zähne, Achsenfehler - vor allem der Frontzähne - als auch jegliche
verbliebenen Rotationen ein. Diese Klebefehler sollten noch mit Nickel Titanium Bögen durch Umkleben korrigiert werden.
Dadurch können sich die Zähne noch vor dem Einsatz von Stahlbögen einreihen.
Lückenschluss
Für den Lückenschluss wurde im Oberkiefer ein 0,018 x 0,018 x 0,018“ Hills Dual Geometry Wire eingesetzt. Dieser Bogen
füllt den Slot im Schneidezahnbereich vollständig aus und verhindert dadurch einen Torqueverlust während der Retrak-
tion. Der posteriore runde Abschnitt des Bogens reduziert die Friktion während des Lückenschlusses. Für diesen Zweck
können Nickel Titanium Federn, elastische Module oder elastische Ketten verwendet werden, allerdings müssen die Kräfte
niedrig gehalten werden (100 - 150 g), um eine Überbeanspruchung der Haltefeder zu vermeiden und dadurch Torque zu
verlieren. Im ,018er Slot kann es durch zu starke Retraktionskräfte auch zu einem Verbiegen der Bögen kommen. Der Hills
Dual Geometry Wire wurde 5 ½ Monate belassen, wobei mit Hilfe von Steps die oberen zweiten Prämolaren extrudiert
wurden, um eine bessere Verzahnung dieser Zähne zu erreichen. Bei diesem Fall waren die Lücken nach sechs Monaten
Behandlungsdauer bereits zu 75% geschlossen. Beendet wurde der Lückenschluss mit Hilfe einer elastischen Kette im Hills
Dual Geometry Wire.
Finish
Während des Lückenschlusses im Oberkiefer wurde ein 0,017 x 0,022“ SPEED Wire Stahl im Unterkiefer eingesetzt. Dieser
verblieb für die restlichen fünf Monate der Behandlung, wobei keine Korrektionsbiegungen durchgeführt werden mussten
(einige Bracketpositionen wurden während der Behandlung korrigiert). Ideal ausgeformte Zahnbögen und ideale Verzah-
nung waren 8 Wochen vor Bracketabnahme erreicht. Im Oberkiefer wurde ebenfalls mit einem 0,017 x 0,022“ SPEED Wire
Stahl (mit identen Steps wie im Hills Dual Geometry Wire) die Behandlung abgeschlossen.
Die aktive Behandlung dauerte 24 Monate, danach bekam die Patientin einen den gesamten Zahn umfassenden Hawley Re-
tainer im Oberkiefer und einen geklebten Lingualretainer von 3 - 3 im Unterkiefer. Um die Sicherung der Langzeitstabilität
zu unterstützen, wurde die Patientin zu einer Circumferential Supracrestal Fiberotomy (CSF) nach Andrews überwiesen.
Die Patientin wurde angewiesen, die Spange für die ersten drei Monate immer zu tragen, danach nur in der Nacht.
Post Retention
Die Patientin hat den oberen Hawley Retainer 4 Monate nach Bracketabnahme selbstständig abgesetzt. Nach 2 Jahren und
3 Monaten wurde eine Rotation von 12 festgestellt. Diese wurde mit einem Spring Retainer, den die Patientin immer trug,
in 2 ½ Monaten korrigiert. Zur Zeit trägt die Patientin den Hawley Retainer noch in der Nacht.
Fallbeispiel: Klasse II/1 - Extraktion der oberen ersten und unteren zweiten Prämolaren
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